Das ultimative Corpus Delicti des menschlichen Daseins.

Das Austauschmittel Geld!

Wie weit Geld die Menschheit degeneriert hat und täglich weiter degeneriert, können wir alle jeden Morgen mühelos in allen Finanz-Zeitungen, TV, Internet, Bank-Publikationen und Journalen nachlesen und wem das noch zu wenig ist, wähle irgendeinen Film aus auf YouTube und erlebe, wie täglich ein neuer Finanz-Guru aufsteht, der genau weiß, dass jetzt der Euro ausgedient hätte, welche Aktie wir hingegen nun sofort kaufen sollten, den Streifen unerwünscht noch länger unterbrechend, um uns weiteren Schrott kundzutun.

 

Und ..., alles Experten, die einen noch akademisch vergoldet, schreiben sie drauflos was das Zeug hält. Sogar überzeugt davon, dass sie den Overlook haben. Haben sie sogar! Aus ihrer Scheuklappen Perspektive, denn wenn es um Geld, Rendite, Zinse, Erträge, Gewinne geht, stimmt doch der Laden? Oder etwa nicht?

Nur, was ihnen total fehlt, ist der Blick über den Tellerrand hinaus, dorthin wo die Erbsen kullern, wenn sie von der Gabel rollen.

 

Zum Beispiel so:

 

 

Vision für eine neue Ökonomie

(Urheberrechte und Copyright © by Bernhard Horwatitsch)

 

Geld ist heute kaum noch mehr, als eine Art neuronales Signal zur Beschleunigung von Prozessen. Modernes Trading verläuft inzwischen im Bereich der Nanosekunde. Je schneller die Leitung, desto höher die Rendite. Das Geld des Finanzkapitalismus ist ungebunden. Weder Gold, noch Öl kann dem Geld Bedeutung verleihen. Geld hat keinerlei Eigenschaft. Sobald man es als Wert begreift, nimmt es jede Eigenschaft an, die man ihr gibt.


„Es ist, als ob neben und außer Löwen, Tigern, Hasen und allen andern, wirklichen Tieren, die gruppiert die verschiedenen Geschlechter, Arten, Unterarten, Familien u. s. w. des Tierreichs bilden, auch noch das Tier existierte, die individuelle Inkarnation des ganzen Tierreichs.“ (Karl Marx, MEGA II.5, S. 37)

 

Die Ökonomie ist der verlängerte Arm der Ökologie. Gibt es kein Sonnenlicht, keinen Zucker, dann gibt es nichts, womit man Energie schaffen kann. Alles zerfällt, gerät in Unordnung, in Entropie. Statt Regen gibt es Dürre. Statt einer ruhigen, glatten See gibt es Überschwemmungen. Statt einer optimalen Körperkerntemperatur gibt es hitziges Fieber. Hunger, Katastrophen, Tod. Wenn Geld das große Meer ist, dann sind die Kanäle, die Flüsse, die Badeseen, die Staudämme, die Aquädukte, die unterirdischen Wasserleitungen ihre Kultur. Es ist genug Geld da. Es ist unerschöpflich. Geld wandelt sich nur, von der Ordnung in die Unordnung und wieder zur Ordnung.

 

Antikes und mittelalterliches Denken sah den Reichtum natürlich begrenzt und nicht vermehrbar. Die Menschen konnten den Gebrauchswert der Güter nicht von sich aus vermehren. Nur die Gnade Gottes bewirkte, dass das Feld Früchte treibt. Dass der eine mehr hatte, als der andere beruhte darauf, dass ein anderer weniger hatte. Ein Reicher stand so unter erhöhtem moralischem Druck. Dieses Nullsummenspiel im ökonomischen Sinne schuf eine Konkurrenzsituation, bei der der wirtschaftliche Erfolg oder Gewinn eines Beteiligten einem Misserfolg oder Verlust eines anderen in gleicher Höhe gegenüberstand. Der Ablass schuf moralischen Ausgleich. In der Neuzeit änderte sich dies. Der Gebrauchswert der Güter trat hinter den Tauschwert zurück. Geld im Finanzkapitalismus ist unendlich vermehrbar, kennt keine Grenzen. Wir können die Welt mit Geld überschwemmen, bis wir darin ersaufen. Es müsste keine Armut mehr geben. Mit 600 Billionen Euro Buchungsgeld wird spekuliert. Damit lässt sich die Welt (alle Waren und Dienstleistungen) zehnmal kaufen. Es gibt keinen Grund, dass ein einzelner Mensch notleidend sein muss. Geld ist ein Tauschmittel. Es vertrocknet, wenn die kalte Hand verkrampft und es nicht mehr loslässt. Jene Piraten und Räuber, die ihre Beute (noch von Blut besudelt) aus der kalten, toten Hand gestohlen haben, um sie in die kalte Erde zu vergraben, jene Piraten und Räuber sind zur Bürde des Kapitalismus geworden. Sie begraben ihr Geld in Betongruften, in kalten, gläsernen Palästen, sie verschanzen sich ängstlich hinter Mauern, und haben sogar Angst vor ihren eigenen Söldnern. Das Dogma vom Wirtschaftswachstum ist nicht heilig, ist kein höheres Gesetz. Es ist die Folge von historisch falschen Entscheidungen. Und wer sich in einer Sackgasse befindet (Wachstumsfalle) und die Richtung trotzdem nicht wechselt, der gilt gemeinhin als Idiot. Eine neue Ökonomie wird das Geld endgültig von den Piraten und Räubern befreien. In dieser Ökonomie wird das Geld von Hand zu Hand aller Menschen wandern. Niemand wird mehr einen Sinn darin sehen können, das Geld für sich zu behalten. 

 

Geld ist nichts wert. In der Regel sagt der zahlungskräftige Bürger, dass sein Staat dafür garantiert. Der Staat gewährleistet den Wert des Geldes (Artikel 14 GG). Auch Schutz gewährt man, Obdach, einen Wunsch. Dass etwas oder jemand „ungehindert“ seinen Weg gehen kann, hängt von der Gewähr ab, die eine allgemein anerkannte Autorität gibt. Im Mittelalter war Kirche die Autorität. In unseren Industrienationen ist der republikanische Staat eine Autorität. Die internationalen Handelsregeln werden von der Welthandelsorganisation, dem internationalen Währungsfonds, der Weltbank und dem OECD bestimmt. Kirche und Staat sind irdischen Ursprungs. Geld – so meine Vermutung – ist transzendent, überirdisch. Es wurde zwar entdeckt oder erfunden, wie das Rad oder das Feuer. Aber es war schon vorher da. So wie die Form des Rades und die Hitze des Feuers schon immer da waren. Geld als Urprinzip unseres Seins. Die Bändigung des Geldes begleitet die Geschichte der menschlichen Zivilisation. Geld ist Aufklärung. Geld bedeutet Freiheit. Geld bedeutet Würde. Geld ermöglicht Gleichheit. Geld ermöglicht ein freies, würdevolles Leben unter gleichbe-rechtigten Menschen. Das Vernunftrecht ist schließlich eine bürger-liche Veranstaltung.

 

Schon in der antiken Philosophie galt das Geld als Medium der Aufklärung. Als sittlich moralische Tat galt in der Antike der Tausch von Geld gegen Ware, als verwerflich galt der Tausch der Ware gegen Geld. Während der Sophist sich anmaßt, Weisheit zu besitzen, wie eine Art Privateigentum und dafür Geld verlangt, kritisiert der Philosoph diese Anmaßung, betreibt damit modern gesprochen „Ideologiekritik“.

 

Vornehmliches Ziel war die Bedürfnisdeckung. Die Seele herrschte qua Vernunft über den Körper. Land- und Viehwirtschaft diente zur Verwendung für Haus und Gemeinde und Polis. Die Tradition verhinderte noch den Paradigmenwechsel. Es sollte 2000 Jahre dauern, bis die Menschen sich über die ungeheure Kraft des Geldes endgültig bewusst werden sollten. 

 

Im 21. Jahrhundert ist Geld das Ordnungs- und Gestaltungsmittel schlechthin. Es ist nicht nur ein Werkzeug, es ist das Werkzeug geworden. Die Weltkrisen der letzten beiden Jahrhunderte zeigen immer wieder eines: Es gab einen unsachgemäßen Gebrauch des Geldes. Da Geld ein fließendes Medium ist, wie Wasser, Licht oder Schall, zeigt sich der unsachgemäße Gebrauch durch Austrocknen oder Überschwemmen, durch Dunkelheit oder Blendung, durch unerträglichen Lärm oder Totenstille. Krisen sind ein Ausdruck der Kollision mit der alten Welt. Wir glauben immer noch, Geld sei nur ein Mittel zum Zweck. Doch Geld ist das Alpha und das Omega.

 

Der nächste Schritt in der Beherrschung des Geldes wird es sein, die Überakkumulation zu beherrschen. Alle Krisen der vergangenen beiden Jahrhunderte beruhten darauf, dass zu viel Kapital aufgestaut wurde und so eine Entwertung drohte. Man musste Kapital verbrennen. Zu viel Kapital? Das war der entscheidende Denkfehler. Immer noch glauben die Menschen, dass viel Geld in der Tasche auch viel Macht bedeutet. Doch die Naturgesetze sind ganz anders. Die Macht des Geldes wird durch seine Fließgeschwindigkeit bestimmt. Je schneller das Geld fließt – wie bei einem Wasserfall, desto größer, gewaltiger ist seine Wirkmacht. Je mehr Geld also aus meinen Händen in andere Hände fließt, desto wirkmächtiger bin ich selbst. Was ich behalte, verliert an Bedeutung, wird sogar zum Risiko.  Im beginnenden Industriekapitalismus haben Trusts riesige Kapitalmengen akkumuliert und ihre ehrgeizigen Projekte nicht selten in den Sand gesetzt. Das akkumulierte Geld wurde dann in koloniale Programme investiert. Um im eigenen Land eine Inflation zu verhindern wurde das Geld in nicht entwickelte Länder investiert, um dort eine weitere Akkumulation zu erzielen. Die Ansammlung von Geld und Macht brauchte aber irgendwann einen Abfluss, einen Kanal. Dies ist die Ursache für zwei verheerende Weltkriege im 20. Jahrhundert. Der nächste Denkfehler liegt in der Preispolitik und den absurden Glauben an den Preis einer Ware. 

 

„Der Wert ist ein unter dinglicher Hülle verstecktes Verhältnis zwischen Personen“ (Karl Marx, das Kapital, Band I).

 

Der Wert einer Ware ist in der modernen Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft immer immaterieller geworden. Über den Warentausch verdinglichen die Menschen ihre Beziehungen.

 

Ein Handel mit Wertpapieren ist nur möglich, wenn ein Zahlungsstrom bestehen bleibt. Da unsere Wirtschaft unsicher ist, kommt es auf die Finanzierungsform meiner Investitionen ganz besonders an, denn wenn (wie meist) meine Investitionen kreditfinanziert sind, ist es relevant, ob ich meine Kreditversprechen zukünftig auch einhalten kann.  Die Einschätzung von Risiken und Gewinnerwartung müssen mit dem gesamtgesellschaftlichen Volumen korrelieren. Banker haben dafür sogenannte Sicher-heitsmargen angemessen zum Risiko eingeführt. Minsky vermerkt hierzu, dass es automatisch zu Krisen kommen muss (geradezu ein Naturgesetz). Der Staat muss zwar eingreifen, aber verhindern kann er die Krisen nicht.

 

600 Billionen Euro Buchungsgeld täglich bei 8 Milliarden Menschen. Es müsste keine armen Menschen mehr geben. Aber die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens scheitert an der Konkurrenz zwischen Verteilungs- und Leistungsgerechtigkeit. Der Staat kann niemals ein bedingungsloses Einkommen gewähren, da es zur primären Aufgabe des Staates gehört, Bedingungen zu stellen. Der gordische Knoten könnte durchschlagen werden. Da die Spekulationsgeschäfte ohnehin über die Banken laufen und in „Interbankengeschäften“ den entsprechenden Reichtum schaffen, wäre es leicht, durch ein Bankenabgabegesetz jedem Bankkunden in egalitärer Verteilung einen Promillesatz von der erwirtschafteten Rendite zuzuspielen. Keinerlei zusätzlicher Aufwand. Ein reines automatisiertes Buchungsgeschäft – einfach erstellt durch einen Algorithmus.

 

Das Grundvermögen wäre dann zwar schwankend, weil es von der erwirtschafteten Rendite abhängt. Aber es würde wie ein Ausgleichsmotor wirken, wie ein Puffer, eine Art Abfederung. Dadurch würden die Währungen sich stabilisieren, der Leitzins könnte wieder auf eine vernünftige Höhe angehoben werden und die Geschäfte würden endlich wieder richtig gut laufen. Das Geld würde also nicht – wie bei einer staatlichen Steuer  – in Kanäle von Lobbyisten versinken, oder durch die bürokratische Gefräßigkeit von Staat, Land, Stadt und Kommune aufgezehrt. Die weltweit getätigten Finanztransaktionen ergeben eine Summe von 4, 85 Trillionen Dollar. Das ist das 73,5fache des Bruttoinlandproduktes der gesamten Welt.  Geben Sie jedem Einzelnen nur 0,1 Prozent davon: Das sind 75 Euro täglich. So bleiben immer noch 99,9 Prozent der 600 Billionen im Umlauf!

 

Man täte also nichts weiter, als mit einem kleinen Plastik Eimerchen an den Strand zu gehen und ein klein wenig Wasser abschöpfen aus dem großen Meer, um damit die Zimmerpflanzen zu gießen. Aber dieser kleine Eimer würde genügen, um den Real-Markt mit der lebensnotwendigen Energie zu versorgen. Ein Eimerchen aus dem großen Meer des Finanzkapitalismus reicht aus, um die ganze Menschheit zu beleben und der ganzen Menschheit ein lebenswürdiges Dasein zu ermöglichen. Mord, Totschlag und Diebstahl würden massiv zurückgehen. Denn fast alle Verbrechen geschehen aus existenzieller Leidenschaft eines in Unordnung geratenen Individuums. Die soziale Entropie, die ökonomische Entropie, die ökologische Entropie würde abnehmen. Ein Promille aus dem großen Geld Meer! Es wäre nicht das Paradies, aber ein Schritt in eine lebenswürdige Zukunft. Sofortige egalitäre Umverteilung. Rendite finanziertes bedingungsloses Grund-vermögen.

 

Es wäre eine Art Ablass der Spekulationssünder an die Bevölkerung, für den Schaden, den sie durch ihre Spekulationsgeschäfte anrichten. Übrigens wäre das global durchführbar. Denn Banken gibt es überall auf der Welt. So würde die Hungerkatastrophe in einem afrikanischen Land verursacht durch Getreidespekulationen, immerhin abgefedert, weil der afrikanischen Bevölkerung ein Teil des Schadens zurückerstattet würde. Mit der zurückerstatteten Energie (0,1 Prozent! Nur ein Promille! Nur ein Gläschen Apfelwein!) und die verdorrten Felder würden wieder erblühen. Auch für die Investmentbanker, für die Hedgefonds-Manager, für die Super-reichen dieser Welt kann das kein Schaden sein, sondern ausschließlich von Nutzen, denn die Rendite würde weiter fließen.

 

 

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