SELINA KISSMANN

 

 

beschreibt mit ihrem Aufsatz

 

BADEZIMMER THERAPIE

 

ein typisches Jugendproblem

 

 

»Wie geht es dir?«

»Blendend!« Das Wort schoss schneller aus meinem Mund, als ich erwartet hatte. Wieso hatte ich es überhaupt gesagt? All das Proben für die Katz‘! Wer sagt denn schon „blendend“? So viel zum Thema „locker bleiben“.

 

Dass Elli mich mit hochgezogener Augenbraue und schiefem Blick musterte, war ihr nicht zu verdenken. Ich musste es irgendwie retten, doch meine Hände begannen zu zittern. Ich versteckte sie – ganz lässig – in meinen Jackentaschen.

»Wirklich, alles gut. Es ist, wie du gesagt hattest: nur ein Test. Keine große Sache.« Ich konnte nicht erkennen, ob Elli mir glaubte, doch sie schien nicht weiter nachfragen zu wollen, denn ihr skeptischer Blick ließ von mir ab.

»Gut, dann hast du ja sicher nichts dagegen einzuwenden, heute Abend zu kommen.« Heute Abend? Ich hatte den Plan bereits in der Gruppe gelesen, mich aber noch nicht dazu geäußert. Ich wollte lange genug warten, damit sie nicht so was sagen konnten wie „lern doch einfach am Mittag“. Bestimmt hätte es viele Diskussionen und Überredungsversuche gegeben, auf die ich verzichten konnte. Nun gut, jetzt stand ich etwas schlecht da, aber Elli würde das schon verstehen.

»Du weißt, ich würde wirklich gerne, aber –«

»Aber du bist zu verklemmt dafür. Verstehe schon. Ist ja nicht so, als hättest du schon die letzten drei Male wegen so Zeug gefehlt. Nimm es doch einfach mal locker, du bestehst doch sowieso.«

»Ich nehme es locker! Total locker. Ich stresse mich deswegen nicht, es ist nur –«

»Super, wenn du es so locker nimmst, kannst du ja kommen. Ich freu mich schon. Endlich ist die Gruppe wieder vereint.« Elli klopfte mir noch auf die Schulter, ehe sie an mir vorbeizog und in den dichten Nebelwolken verschwand. Ich blieb mit leicht geöffnetem Mund zurück. Wie war das passiert? Musste ich tatsächlich zu diesem Treffen gehen? Oh Mann.

 

Da Elli gleich nach unserem Abschied – wenn man das so nennen konnte – in die Gruppe geschrieben hatte, ich würde kommen und ich nicht wusste, wie ich noch absagen konnte, setzte ich mich den ganzen, restlichen Tag an meinen Schreibtisch und ging die Lerninhalte durch. Inzwischen träumte ich schon von meiner Schrift auf den kleinen Karteikarten, die ich vor jeder Prüfung zur Unterstützung herausholte. Ich bemerkte nicht einmal, wie lange ich dort gesessen hatte, ehe mein Handy auf der anderen Seite meines Zimmers wild zu vibrieren begann. Als ich den Namen sah, überlegte ich kurz, ob ich es ignorieren sollte, drückte dann aber doch auf den grünen Hörer.

»Hey Lex«, hörte ich die raue Stimme vom anderen Ende der Leitung. Mein Herz übersprang ein bis zwei Schläge, ich schüttelte mich kurz und begrüßte meinen Exfreund.

»Hey Lukas, was gibts?« Ich gab mein Bestes, um gelassen zu wirken, doch ich befürchte, meine Stimme war in ihrem Ton einige Oktaven nach oben gesprungen.

»Ich bin auf dem Weg zu Elli und wollte fragen, ob ich dich einsammeln soll.« Erst, als er Elli erwähnte, fiel mein Blick auf die Uhr. Wie konnte die Zeit nur so schnell vergangen sein? Dann vernahm ich noch das Knurren eines Hundes. Nur, dass wir keinen Hund besaßen. Es musste von meinem Bauch kommen, der sich elendig zusammenzog.

»Ich habe noch nichts gegessen«, stotterte ich ins Telefon.

»Es soll doch später Pizza geben.«

»Mag sein, aber du weißt doch, wie spät die immer essen.« Meistens war es Nicole, die immer wieder beteuerte, sie hätte noch keinen Hunger und dass wir doch noch etwas warten sollten. In meinem nächsten Leben sollte ich mir definitiv Freunde mit einem ähnlichen Essrhythmus suchen.

»Sagst du das, weil du so viel Hunger hast, dass du nicht solange warten kannst, oder weil du gar nicht vorhast, so lange zu bleiben?« Stille. »Ich bring dir was mit, bin in fünfzehn Minuten da.« Nach diesem Satz legte er auf. Ich ließ erst mein Handy, dann mich auf mein weiches Bett fallen. Für diesen Moment wollte ich nichts lieber, als genauso zu verbleiben und das, bis zum Anbruch des Morgens. Was hatte ich mir nur eingebrockt?

 

Wie immer kam er etwas zu spät, was in Ordnung war, denn ich hatte mich im Laufe der Zeit darauf eingestellt. Er hielt vor meiner Tür und hupte, obwohl ich ihn bereits von meinem Fenster aus gesehen hatte. Als ich einstieg und die Tür hinter mir fest zuzog, bemerkte ich bereits den köstlichen Geruch. Lukas hielt mir eine Tüte vor die Nase.

»Eine Döner-Box mit grünem Salat und Joghurtsoße.« Es war schon fast drei Jahre her, seit wir zuletzt gemeinsam etwas bei dem Dönermann in unserem Dorf geholt hatten, doch er erinnerte sich noch immer an meine Bestellung, obwohl er sie stets furchtbar gefunden hatte.

»Ich war etwas verwundert, als ich gelesen hatte, du würdest heute auch kommen.« Ich aß friedlich meinen Döner, während er losfuhr. Ich wartete nicht einmal, bis ich heruntergeschluckt hatte, ehe ich „warum?“ fragte.

»Hast du nicht morgen deine Abschlussprüfung?« Nun schluckte ich runter. Feste.

»Ja, und?« Ich spürte immer wieder seinen flüchtigen Blick auf mir, weigerte mich aber, ihm zu begegnen. Ich beobachtete lieber die Straße vor uns. Die Straße, die wir so oft zusammen lang gefahren waren.

»Ich dachte einfach, du würdest dann den ganzen Tag lernen oder so. Außerdem hast du dich in letzter Zeit doch sowieso ganz schön rar gemacht.« Er mochte recht haben, dass ich mich distanziert hatte, allerdings größtenteils nur seinetwegen. Die Trennung mochte lange her gewesen sein, doch es stach mir noch immer mitten ins Herz, ihn zu sehen. Daher hatte ich ihn lange Zeit danach vollkommen gemieden und seither versucht, den Kontakt minimal zu halten. Da ich aber nicht darüber sprechen wollte, ging ich nur auf den ersten Teil seiner Aussage ein.

»Ich habe genug gelernt. Ich bin nicht mehr so strebermäßig. Ich bin ganz locker.« Diesmal hatte ich den Eindruck, den Ton getroffen zu haben.

»Du und locker, dass ich nicht lache.« Lukas versteckte sein Kichern nicht einmal, was eine Wut in mir auslöste, die mich an unseren letzten Streit erinnerte. Ich wollte etwas erwidern, ihn anbrüllen und wegrennen, doch wir saßen noch in seinem Auto und hatten noch ein paar Kilometer vor uns. Außerdem wollte ich mich nicht streiten. Ich atmete tief durch und redete über das Erste, das mir einfiel, um das Thema schnell zu wechseln.

»Wie geht es Margot?« Ich Idiotin. Ich hätte jedes Thema wählen können. Warum musste es ausgerechnet seine neue Freundin sein? Hatte ich mich gar nicht mehr unter Kontrolle?

»Ihr geht es gut, sie hat jetzt ihren Bachelor in Architektur.«

»Oh, wie schön.« Meine Stimme war wohl kaum mehr als ein Murmeln. Ich hatte Margot schon kennengelernt, die beiden waren immerhin seit acht Monaten zusammen und ich konnte nicht leugnen, dass sie unfassbar freundlich und wunderschön war. Dennoch fiel es mir schwer, sie zu mögen oder mich über ihre Erfolge zu freuen.

»Und warum kommt sie heute nicht mit?« Ich wusste nicht, auf welche Antwort ich gehofft hatte, doch herauszufinden, dass sie einfach nur erkältet war und sich ausruhen wollte, stimmte mich nicht übermäßig glücklich. Mir ging es, wie ich neuerdings sagen würde, nicht „blendend“.

Die anderen waren bereits vor Ort, als wir ankamen, und die Musik lief im Hintergrund. Ganz klar hatte Adriana den Job des DJs übernommen – was auch keine große Überraschung darstellte. Da sie am Handy saß, vermutlich um die nächsten 10 Lieder auszuwählen, begrüßte ich zuerst Chris und seine Freundin Michelle, die es sich kurz darauf wieder Arm in Arm auf der Couch bequem machten. Elli kam mit zwei Flaschen Cola aus der Küche und strahlte mich an, als sie mich sah. Zumindest für den Moment. Als sie mich umarmte, flüsterte sie mir die Frage ins Ohr, warum ich ausgerechnet mit Lukas gekommen war und erwähnte, dass sie mich hätte holen können. Ein netter Gedanke, doch es hatte mir irgendwie gefallen, mit Lukas zu fahren. Das hat ein wenig die Anspannung aus der Sache genommen.

Nachdem mich endlich auch Adriana begrüßt hatte, konnte ich mich auch setzen. Eine Weile unterhielt ich mich mit Chris und Michelle, da ich beide länger nicht gesehen hatte, doch sie waren erst frisch zusammen, was bedeutete, dass ich nach einigen Minuten wie Luft für sie wurde.

Ohne die Ablenkung merkte ich, wie die laute Musik immer mehr in den Hintergrund meiner Wahrnehmung rutschte. Die Gespräche um mich herum verschwammen mit ihr. Ich hörte nur noch meine Gedanken, die schwer zu fassen waren. Sie waren unstrukturiert und wirr, doch ich verstand sie nur zu gut. Ich wusste, wie ich mich wieder fangen konnte. Meine Hand rutsche hinunter zu meiner Umhängetasche, die ich neben mir auf der Couch liegen hatte. Ich berührte schon den Reißverschluss, als ich aufschreckte.

»Na, wie geht’s dir?« Adriana zog das „a“ in „Na“ übermäßig lang und ließ sich auf den Platz neben mir fallen.

»Blendend.« Kann ich das bitte wieder sein lassen? In meinen Gedanken schlug ich mir demonstrativ gegen die Stirn, doch Adriana schien meine seltsame Wortwahl gar nicht bemerkt zu haben.

»Hey, sag mal, was hältst du davon?«, fragte sie mit gesenkter Stimme und einem sehr auffälligen Blick hinüber zu Chris und Michelle, die gerade dabei waren, sich abzuknutschen.

»Shhh.« Ich setzte meinen Zeigefinger auf meine Lippen. »Sie sitzen doch gleich neben uns«, flüsterte ich.

»Die bekommen doch gar nichts mehr mit.« Sie ließ ihren Blick nicht mehr von dem Pärchen ab. Ein Blick, der so finster war, dass ich die Theorie erstellte, es könnte Eifersucht sein, die darin aufblitzte. Adriana hatte nie viel Interesse an irgendwem gezeigt, deswegen wunderte mich ihre Reaktion.

»Naja, sie scheinen verliebt zu sein«, flüsterte ich in derselben Lautstärke wie zuvor, immer noch voller Angst, doch gehört zu werden. Adriana nickte, schwieg allerdings, was für sie recht ungewöhnlich war. Sie holte kurz Luft, als wollte sie die Stille doch noch einmal brechen, doch da lief gerade Elli auf uns zu.

»Elli! Wo bleibt denn bitte der Alkohol? Das hier ist doch eine Party, oder nicht?«

»Nein, das ist ein nettes Beisammensein von Freunden, die sich länger nicht gesehen haben«, erwiderte Elli streng.

»Elli ... Komm schon.« Adriana setzte ihren Schmollmund auf, der durch ihre von Natur aus roten Lippen und ihre runden Augen immer seinen Effekt erzielte. So auch an diesem Abend. Elli knickte ein und lief mit Adriana in den Keller, um zu schauen, was sie da hatten. Ruhe blieb mir aber keine. Gleich darauf kam Lukas zu mir.

»Wo sind die beiden hin?«, fragte er und setzte sich. Ich spürte augenblicklich, wie mein Herz zwei Takte schneller schlug. Mein Bein fing an, zu zucken. Das lag aber nicht an Lukas.

»Ich muss schnell mal auf die Toilette.« Im Aufstehen schnappte ich mir meine Tasche und verschwand im Flur zum Badezimmer. Dadurch, dass die Wände in diesem Haus extrem dünn waren und ich mich raumtechnisch gleich neben dem Wohnzimmer befand, konnte ich hören, dass Lukas sich nun mit Chris unterhielt. Was genau sie sagten, konnte ich aber nicht verstehen. Dafür war das Plätschern des Regens zu laut, das von der Fensterseite des Zimmers kam.

Ich wühlte in meiner Tasche und nahm meine Lernkarten heraus. Ich fühlte mich selbst etwas seltsam dabei, doch es half mir, mich zu beruhigen. Morgen schon sollte die Prüfung steigen und ich bekam nur dann Angst davor, wenn ich mich nicht vorbereitet fühlte. Wenn ich aber in jeder freien Minute lernte, dann konnte ich nur vorbereitet sein und die Sorgen in den Hintergrund vertreiben.

Ich saß eine Weile so auf dem Boden, vertieft in meinen Lernstoff, als es plötzlich an der Tür klopfte. Verdammt! Wie lange bin ich schon hier drinnen?

»Noch eine Minute!«, rief ich.

»Lex, mach die Tür auf. Sofort!« Ellis Tonfall klang keinesfalls erfreut. In Windeseile packte ich meine Lernkarten, die ich auf dem Boden ausgebreitet hatte, zusammen und wieder zurück in meine Tasche. Dann öffnete ich die Tür und zwang mich zu einem unschuldigen Lächeln.

»Sorry, jetzt kannst du.« Ich wollte den Raum ihrer Privatsphäre wegen verlassen, doch sie stellte sich mir in den Weg.

»Ich muss nicht aufs Klo. Was machst du hier drinnen? Du fehlst schon seit über zwanzig Minuten.« Denk nach, denk nach.

»Ja, ich weiß. Ich hatte ein paar ... Probleme. Verstehst du? Ich will nicht groß darüber sprechen, aber jetzt geht es wieder. Lass uns zurück zu den anderen gehen.« Erneute versuchte ich, aus dem Zimmer zu gelangen, und erneut hielt sie mich auf.

»Wieso hast du dann nicht abgespült, hm?« Mist. Ich stotterte etwas vor mir her, da mir keine clevere Antwort einfallen wollte.

»Und was ist das?« Elli ging an mir vorbei und hin zum Waschbecken, wo sie sich gen Boden beugte und eine meiner Karteikarten aufhob.

»Hast du etwa hier drinnen gelernt? Ist das dein Ernst?« Mein Atem wurde immer schwerer. Ich hätte von vornherein nicht kommen sollen. Das war ein Fehler gewesen. Da ich mit Atmen beschäftigt war, verzichtete ich vorerst auf Worte und nickte bloß beschämt mit gesenktem Blick.

»Ich glaub´ es ja nicht, Lex. Nicht mal einen Abend? Wolltest du wirklich  die ganze Zeit hier herumsitzen?« Das hatte ich mir nicht so genau überlegt, weswegen ich mit den Schultern zuckte. Ich wollte es ihr gerne erklären, doch die Worte verließen meinen Mund nicht mehr. Ich spürte, wie sich allmählich Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten, doch ich konnte sie nicht wegwischen. Mein Körper war nahezu gelähmt. Ich musste hier raus.

»Du warst so eine beschissene Freundin in letzter Zeit. Nie hast du Zeit, immer ist irgendetwas anderes wichtiger. Die Klausur, für die du lernen musst, den Vortrag, den du vorbereiten musst, deine ständige Recherchearbeit. Es ist, als würdest du gar nicht mehr mit uns befreundet sein wollen. Ich dachte, dass du heute Abend kommst, bedeutet, dass ich falsch lag, aber offensichtlich, ist das nicht der Fall.«

»Nein!« Ehe Elli das Badezimmer verlassen konnte, fand ich meine Stimme wieder. Na ja, zumindest kam ein Wort heraus. Das war so anstrengend, dass mir gleich darauf schwindelig wurde.

»Was, nein? Die Zeichen sind doch eindeutig! Oder willst du mir sagen, dass jede einzelne Klausur so wichtig war. Wichtiger als deine Freunde?« Wieder schaffte ich es nicht, die Kraft zum Sprechen aufzubringen. Man konnte es mir nicht ansehen, doch ich versuchte es.

»Himmel Alexa, du bist die Schlauste von uns allen! Niemand muss so viel lernen und du erst recht nicht!« Damit hatte Elli den Schalter umgelegt, den Schalter, von dem ich nicht wusste, dass er existierte. Ich zitterte zwar noch, hatte aber neue Energie gefunden. Negative Energie.

»Wieso studiere ich dann nicht Biologie, wie ich es geplant hatte?«, fragte ich und kam einen Schritt auf meine Freundin zu, die diese Frage offensichtlich nicht kommen sah.

»Du wolltest lieber die Ausbildung zur Biologielaborantin machen. Du meintest, damit würdest du viel schneller zu dem Beruf kommen, der dir gefällt.« Ellis Stimme wurde merklich ruhiger, vorsichtiger. Sie konnte nicht ahnen, worauf das Gespräch hinauslief.

»Lüge!« Ich schrie so laut, dass es keine Chance gab, die anderen hätten noch immer nichts von unserem Streit mitbekommen. Außerdem hatte es Elli einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Ich war sonst nie laut.

»Ich studiere nicht das, was ich immer wollte, weil ich nicht gut genug war! Ich hatte während den Prüfungen solche Panik, dass ich Blackouts bekam. Immer wieder! Ich hatte nur Glück, dass ich immer gute Noten in den Naturwissenschaften hatte, aber seitdem ist es ständig wieder passiert.« Nun schien es Elli zu sein, die keine Worte mehr fand, doch das war mir egal. Es kümmerte mich auch nicht, dass die anderen inzwischen vor dem Zimmer im Flur versammelt waren.

»Ich habe die Abschlussprüfung schon zweimal absolviert und bin beide Male durchgefallen, weil ich Blackouts hatte. Das morgen ist meine letzte Chance. Wenn es wieder passiert, werde ich nie in der Biologie forschen können. Das wollte ich schon, bevor ich wusste, was genau Forschung ist, verstehst du, was das heißt? Nur, wenn ich pausenlos lerne, fühle ich mich gut vorbereitet. Nur wenn ich mich gut vorbereitet fühle, vergeht die Angst und nur, wenn die Angst vergeht, habe ich eine Chance, diese Prüfung zu bestehen! Und wenn ich das nicht schaffe, dann ... dann ...« Schluchzen übertönte meine Worte und meine Impulse übernahmen Kontrolle über meinen Körper. Ich rannte in einem Zug an meinen Freunden vorbei, bis nach draußen in den strömenden Regen und ließ mich auf den Bürgersteig fallen. Ich japste nach Luft, zählte in meinem Kopf bis zwanzig, dann von vorne, bis sich jemand zu mir gesellte.

Es war Lukas, der meine Hand nahm. Erst dann hörte ich zu zittern auf. Ich atmete immer langsamer und kontrollierter. Nach einer Weile des Schweigens begegneten sich unsere Blicke.

»Geht es dir wieder gut?«, fragte er vorsichtig. Unter dem Gemisch aus Tränen und Regentropfen zwang ich mich zu einem schiefen Lächeln.

»Es geht mir blendend.«

 

 

ENDE